prolog - Eine Botschaft

MINDREAVER - Eine Botschaft

Mit vor Stolz geschwellter Brust schritt Mattblüte aus dem Lager des Mondclans. Ihre braunen Augen glänzten.
Dicht hinter ihr tappte ein großer schwarzer Kater durchs Gras: Nachtnebel, ihr Mentor.
,,Ehemaliger Mentor", verbesserte sie sich in Gedanken.
Erst gestern Nacht hatte Morgenstern sie zur Kriegerin ernannt und nun brach sie zu ihrer ersten Patroullie als Kriegerin auf. Die Begleitung ihres früheren Mentoren war Tradition.
,,Na dann! Auf gehts!!!", rief sie übermütig und stürmte los.
Vom Lager aus führte eine Wiese zum nahegelegenen Wald. Die ideale Rennstrecke.
Nachtnebel schnurrte amüsiert über ihre Ausgelassenheit, wollte der jungen Kriegerin aber in nichts nachstehen und sprintete ihr hinterher.
,,Ist das alles,du dicke Fellkugel?", maunzte er ihr ins Ohr als er mit zwei gewaltigen Sätzen an ihr vorbei schnellte.
Mattblüte jubelte vor Glück und nahm ihre letzten Kräfte zusammen. Mit gewaltiger Anstrengung schaffte sie es, den schwarzen Kater noch einmal zu überholen. Vier Schwanzlängen vor ihm verschwand sie im Wald.
Es war dunkel unter den Bäumen und die Blätter flüsterten im Wind.
In den Büschen um sie her raschelte es. Wäre sie allein gewesen hätte sie sich vielleicht gefürchtet, aber solange Nachtnebel in ihrer Nähe war, fühlte sie sich sicher.Erwartungsvoll sah die dunkelbraune Katze sich um.Immernoch keine Spur von ihm. War sie wirklich so schnell gewesen? Selbstgefällig leckte sie sich ihr Brustfell.
Wieder raschelte es in einem der Sträucher, dann sah sie die silbernen Augen des dunklen Kriegers aufflammen.
,,Beim Sternenclan! Bei deiner Geschwindigkeit könnte man meinen du gehörst schon zu den Ältesten!", miaute Mattblüte frech.
Doch Nachtnebel antwortete nicht. Misstrauisch beäugte er ein Gebüsch und schnüffelte.
,,Sei still Mattblüte!", knurrte er. ,,Da ist etwas.....ich kann nur den Geruch nicht zuordnen!"
Nachdenklich strich er sich mit der rechten Vorderpfote über den Kopf und legte sie dann an seine Schnauze. Das tat er immer, wenn ihn etwas bedrückte.Ärgerlich schnippte die Kätzin mit dem Schweif.
,,Ach was! Du bist nur ein hundsmiserabler Verlierer!" maunzte sie.
Áber ihr alter Mentor beachtete sie nicht. Zögernd tappte er auf das Gebüsch zu und sog prüfend die Luft ein.
,,Ist das etwa...NEIN...das kann nicht sein!! Du wartest hier!" und mit einem Satz sprang er in den Haselstrauch.
Genervt legte Mattblüte sich auf den Boden und bettete den Kopf auf den schwarzen Pfoten. Aus dem Gebüsch drang kein Laut, also stand sie wieder auf setzte sich genau davor.
,,In Ordnung Nachtnebel. Du brauchst nicht so ein Gewese machen, nur weil du dein Geschäft erledigen musst! Komm wir müssen weiter!"
Abwartend beobachtete Mattblüte den Haselstrauch, um rechtzeitig zurückspringen zu können, wenn der wütende Kater sie ansprang. Doch alles blieb still.
,,Nachtnebel?"
Zum ersten Mal schlich sich leiser Zweifel in ihre Stimme. Aber dann sah sie aus den Augenwinkeln, wie der Farn neben ihr leicht hin und her schwankte.
,,Na gut. Dann komm ich dich eben holen!", flüsterte sie.
Auf leisen Pfoten glitt sie über den Waldboden auf das Versteck zu und duckte sich zum Sprung. Da brach genau vor ihr etwas durch die Sträucher, die Augen und das Maul weit aufgerissen.
,,RENN MATTBLÜTE! RENN UND WARN DEN CLAN!"
Ein zweiter Körper stürzte hinter dem ersten her durchs Gestrüpp und zerrte ihn brutal zurück.
,,Nachtnebel!!!"
Ohne nachzudenken warf sich die Kätzin durch die breiten Blätter. Ihr bot sich ein erschreckendes Bild: zwei Krieger kauerten über ihrem Begleiter. Narbensturm, den zweiten Anführer des Eisclans, erkannte sie sofort. Seine seltsamen orangenen Augen waren einfach unverwechselbar. Die andere Katze, ein gewaltiger hellbrauner Kater mit dunkelgrauer Schnauze, musste Steinnase sein. Von ihm hatte sie schon gehört.
,,Eisclankatzen!", spuckte sie aus. ,,Lasst ihn sofort....!"
Weiter kam sie nicht, denn ein dritter Kater, Blitzschweif, hatte sie grob zu Boden gestoßen und drückte sie auf den Grund.
,,Sei ruhig, Mäusedreck!" Sein gelber Schweif peitschte durch die Luft. ,,Diese Rattennase nehmen wir mit. Und du tust gut daran uns nicht aufzuhalten!"
Mattblüte wimmerte. Der feindliche Kater presste ihr seine scharfen Krallen in den Bauch.
,,Hier hast du eine kleine Botschaft an deine Anführerin!", knurrte er und warf den Kopf in den Nacken.
Mattblüte konnte seine Zähne im Mondlicht funkeln sehen. Die kleine Katze wandte den Kopf auf die Seite, den Blick fest auf Nachtnebel gerichtet. Ein letztes Mal glommen seine Augen silbern auf, dann wurde um sie her alles schwarz.