[Feature] Fantom125

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Lies was du willst
 in meinen Gedichten
   ich sage dir
 sowieso nicht
wie
fantom125Anleitung

Leaf divider (right) by CherushiMetsumari:iconfantom125: Leaf divider (left) by CherushiMetsumari


Ein Phantom weilt unter uns. Es ist hier und doch stets woanders. Fan und ein Tom. Oder ein Fan eines Toms? Am Ende etwas gar etwas ganz anderes? Wie ein Ventilatorkater?

Geschätzte Schreiber- und Leserlinge: Ich freue mich, euch fantom125 vorstellen zu dürfen! Dieses Feature hat er sich mit seinem Doppelbingo bei der Schreiberlinge Bingoaktion mehr als verdient. Allerdings war es alles andere als einfach, dieses Feature zusammenzustellen. Denn in den neun Jahren, in denen er auf deviantArt ist, hat er sage und schreibe 6000 Deviations hochgeladen. 
Doch erstmal noch keine Panik: Das meiste davon sind Fotos. Reisefotos, um genau zu sein. Unser Fantom ist nämlich stets unterwegs - ein rastloser Reisender, ein Weltenwanderer sozusagen. 
Dies schlägt sich auch in seinen literarischen Werken nieder, um die es hier primär gehen soll. 

Die meisten Texte in seiner Galerie sind Gedichte. Unter anderem schreibt Fantom Naturgedichte, wie man sie schon seit der Zeit der Romantik kennt. Da Fantom auch ein begeisterter Leser ist, lässt sich da vielleicht auch die eine oder andere Inspiration von berühmten Dichtern finden? Auf jeden Fall werden hier aber die Erfahrungen von seinen Wanderungen prägend sein.

Ein anderes Leben, ein anderes ReisenWohin ich auch immer reise,
Ich kehre immer heim.
Ich fahr die glücklichen Gleise
Im Sonnen- und Vollmondschein.
Die Augen neugier'gerweise,
Die Seele so hoffnungsfroh,
Im Herzen ganz sehnsuchtsleise
Reise ich heim irgendwo.
  Denn ich weiß, ich war da:
  Im Traum war ich überall schon mal.
Wohin ich auch immer reise,
Ist's mir, ich war schon mal da,
Wenn ich nur mit dir speise
Beim Morgen- und Abendmahl.
Solang nur dein Lachen nicht leise,
Solang unsere Teller nicht leer,
Ist alles, wohin ich auch reise,
Wie eine Wiederkehr.
  Wenn ich nur geträumt, geträumt nur von dir:
  Traumland, mein Traumland hier.
Ich reise zum Vergnügen.
Ich bin nicht auf der Flucht.
Ein gutes Schicksal schenkte mir dies' Leben.
Ich danke, was es für mich ausgesucht
Und welche Liebe es hinzugebucht
Und suche meinerseits, vergnügt zurückzugeben,
Zurückzulieben.
  Ich danke und gedenke
  Derer, die es nicht so beschenkte.
  Am BachFüllest wieder meinen Sinn
mir mit deinem Sang,
rieselst zwischen Felsen hin
und am Wald entlang.
Bereitest mir auf meinem Weg
freundliches Geleit.
Wandelst zwischen Baum und Steg -
wandeln wir zu zweit!
Ich vergaß es doch einmal,
was so kostbar ist.
Dass man doch zu seiner Qual
immer mehr vergisst!
Flüstre, wispre, kleiner Bach,
summ mir in mein Ohr!
Rufst Erinnerungen wach,
die ich nicht verlor.
Springst so lebhaft durch das Tal,
über Stock und Stein!
Rauschst, mein kleiner Wasserfall,
mir ins Herz hinein.
Ich erkenn' die Melodie,
weiß, woher sie stammt,
und bewahr' die Poesie,
dass sie weiter flammt.
Was geschlummert tief in mir,
verkümmert, fast verlorn,
belebst du augenblicklich hier,
wird wie neugeborn.
Allen Ärger, alle Wut
spülst du einfach fort,
und mir wird so wohlgemut
wie an keinem Ort.
Glück spürt, wer dem Rauschen lauscht
und bewusst genießt,
eh' des Lebens Fluss verrauscht,
sich ins Meer ergießt.
Und erwandert B
  Das Meisenjunge im NistkastenFlieg, kleine Meise, fliege aus!
Steck nicht nur deinen Kopf heraus.
Die Welt ist mehr als was du siehst.
Komm, breite deine Flügel aus!
Flieg, kleine Meise, fliege weit!
Denn heut ist deine Ausflugzeit!
Hörst du nicht deine Eltern rufen:
Die ganze Welt steht dir bereit!
Flieg, kleine Meise, fliege leise!
Jetzt beginnt hier deine Reise.
Stürz dich mutig nur voran:
Entdeck die Welt auf deine Weise!
Flieg, kleine Meise, flieg dahin!
Auch wenn ich dann allein hier bin.
Weil ich mich gern an euch erfreu:
Dein Ausflug ist mir ein Gewinn!
Flieg, kleine Meise, fliege sacht!
Die Flügel sind dafür gemacht,
Es deinen Eltern gleich zu tun.
Und hab nur auf die Elstern acht!
Flieg, kleine Meise, fliege schön!
Dort drüben, wo die Bäume stehn,
Kannst du dich gut verstecken dann.
Nun flieg schon los! Auf Wiedersehn!


In diese Reihe lässt sich auch dieses besondere Schmuckstück stellen:
Ein interaktives Gedicht, das den Leser selbst mit auf eine Wanderung entführt.

Geh und Horch [Ein interaktives Gedicht]>> AUF DIESER SEITE BEGINNT DIE WANDERUNG!


Ein Besonders auffallendes Motiv, das in seinen Gedichten immer wiederkehrt, ist der Baum:

Wurzelnfür Johannes, Wilhelm und die anderen Bäume
Es sind die alten Bäume,
die in mir wiederklingen,
bis ihre alten Träume
mir ins Bewußtsein dringen.
Ich steh und schau die Jahre
weit rauschend übers Land.
Mich hält meine Erfahrung,
ein tief verwurzelt' Band.
Und meine Zweige rauschen,
sie flüstern dir was zu.
Du musst nur richtig lauschen,
und dann verstehst's auch du!
  TraumbaumliedGestern war's, noch halb im Traum,
da lief ich zu meinem Baum -
ich sang und sprang
in meinen Händen fest das Blatt,
das ich für dich beschrieben hatt' -
ich brannte und rannte
und trug's mit heißem Herzen vor,
legt' an den Stamm sodann mein Ohr -
er lauschte und rauschte
und ich war glücklich und dachte an dich
und mein Traumbaum umtanzte mich
Gestern am Baume fand ich meine Ruh',
der Mond aus der Ferne nickte mir zu -
er schwieg und stieg
die Sterne im Schlepptau zogen ihm nach,
verteilten am Himmel sich vieltausendfach -
sie blinkten und winkten
umkränzten mein Bäumchen mit glitzerndem Schein,
und hoben ihn bis in den Himmel hinein -
er zweigte und geigte
und ich stand und wand mit freudiger Hand
ins Geäst ihm mein Liederband
und ich war glücklich und dachte an dich
und mein Traumbaum umtanzte mich
Gestern war's, noch halb im Traum,
fuhr der Wind in meinen Baum -
er bog und zog
He Wind, böses Kind, halt ein! lass das sein!
bringst falsch
  Von der PappelWie eine Pappel
unsicher, zweifelnd,
wie eine Pappel
schwankend im Wind,
obwohl doch die Wurzeln
so tief in der Erde,
so tief in der Heimat
verankert sind;
wie eine Pappel
einsam am Wege,
weit in der Landschaft
sichtbarer Turm,
stoisch den Stürmen
des Lebens sich neigend,
unverzagt stehend noch
nach jedem Sturm;
wie eine Pappel
zitternd, erbebend,
spürbar berührt schon
von zärtlichsten Hauch,
wie eine Pappel
verlässlich, vergebend,
ernst, unterstützend,
und die doch selbst
manchmal Unterstützung braucht;
wie eine Pappel
singend und klingend,
wie eine Pappel
schlicht und doch schön,
sich reckend und streckend
dem Himmel entgegen,
die Wege markierend,
auf denen wir gehn;
wie eine Pappel,
von der ich gefallen,
von der ich geleitet,
ja, der ich verwandt:
wie eine Pappel
unsicher, bebend,
einsam, vergebend,
unverzagt strebend,
weithin unbekannt,
wie eine Pappel,
singend, berührend,
zärtlich, verführend,
und so fest verwurzelt - wie eine


Und noch in einer weiteren traditionellen Sparte der Dichtkunst ist Fantom bewandert: Den Liebesgedichten.

wenn ohne aberwenn du läufst
mit mir läufst
wenn was läuft zwischen uns
lauf ich hoffentlich zur Hochform auf
wenn ich komm
zu dir komm
wenn wir zueinander kommen
kommt vielleicht eins zum anderen
wenn du bleibst
bei mir bleibst
wenn es unter uns bleibt
bleiben wahrscheinlich keine Wünsche offen
wenn ich lieg
bei dir lieg
wenn wir beide richtig liegen
liegt es letztlich nur an uns
wenn du gehst
mit mir gehst
wenn es weitergeht mit uns
geht es uns ganz sicher gut
   Stummer TagEin stummer Tag
ich höre nichts
ich sage nichts
ich fühle
noch
Ein stummer Tag
ich schreie nicht
ich flüster nicht
ich atme
noch
  Drei Rosen rot
  Novembergruß
  vom Garten herbestellt
  stehn stumm herum
  weiß nicht wozu
  warum
Ein stummer Tag
ich sehne mich
ich sammle mich
ich gehe
doch
  ich treffe mich
  ich treffe dich!
     1 Rosengruß
     + Novemberkuss
     = so ein warm strahlender Abend
Zur guten Nacht
ich genieße dich
ich genieße deine Liebe
schlaf mit 'nem Lächeln
ein
  VollmondliedLass mich von ihr träumen, Vollmond,
denn ich träum' so gern von ihr,
lass mich träumen, wo wir nicht säumen,
wo's passiert mit ihr und mir.
Lass mich an sie denken, Vollmond,
an sie denken zart und gut,
will ihr Lachen leis' bewachen,
lauschen ihrem Atemzug.
Lass mich zu ihr schwärmen, Vollmond,
wie Schmetterlinge schwärmen so,
mich in ihren Armen wärmen,
in warmen Armen werd' ich froh.
Lass mich bei ihr schlafen, Vollmond,
schein nur nicht so hell,
will sie spüren und entführen,
zieh die Wolken vor ganz schnell,
         - sehen muss man nichts!
 


Schließlich finden sich in seiner Galerie auch wunderbare Gedichte über das Dichten selbst:

Verwunderungkein Gedicht gleicht mir
was nicht so sehr verwundert denn
ich schreib immer als ein anderer
   In der WerkstattImmer wenn ein Werk beendet,
gehn ihm die Worte aus,
dann versinkt er im Berg
hinter dem fertigen Werk
und kommt da nur schwerlich raus.
Aber meistens stolpert er dann im Dunkeln
über ein verlornes Wort,
sieht 'ne neue Zeile funkeln,
das interessiert ihn: und was wird da draus?
und sofort
zieht er sich Wort für Wort
aus jenem Loch heraus,
denn im Dunkeln ist gut munkeln,
ja, so sieht's aus.
   Neues Selbstbewusstsein eines Dichtersirgendwann
hatte ich so viele Zeilen geschrieben
dass ich sie nicht mehr
alle auswendig konnte
irgendwann
und doch hatte ich
keine Angst mehr
mich irgendwann
zu wiederholen
irgendwarumauchimmer


Viele altbekannten Themen, denken jetzt vielleicht manche. Denjenigen sei eines von Fantoms Lebensmottos nahegelegt: 


Wer jetzt aber denkt, dass es in Fantoms Galerie nur Altbekanntes zu lesen gibt, der irrt sich. Denn Fantom experimentiert auch viel mit der Form von Worten und Versen. Leider habe ich an dieser Stelle bei weitem nicht genug Platz, um alle Formen seiner Kunst entsprechend zu würdigen. Daher kann ich einen eigenen Besuch in seiner Galerie nur ausdrücklich empfehlen!

Zum Abschluss habe ich Fantom noch einige Fragen gestellt, wodurch dieses kleine Interview entstanden ist. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit bis hierhin und viel Spaß beim Lesen!

Und wenn du
fortgehst, 
so bleib doch
ganz bei dir!
fantom125Ratschlag



Wie gehst du beim Schreiben vor? Welche Rituale, Strategien hast du?
Meine wichtigste Strategie ist es, mit offenen Augen, Ohren und Herzen durch die Welt zu gehn. Von Hermann Hesse habe ich mir das Zitat gemerkt: „Meine Sache ist es, bereit zu sein, wenn das Wunder mich ereilt.“ Deshalb gucke ich in jede Ecke, und für den Fall der Fälle habe ich immer Zettel und Stift einstecken. Der kommt dann auch bei fast jeder kurzen Busfahrt zum Einsatz, und es wird so oft geändert und umgeschrieben, bis es mir gefällt. Oder in den Papierkob fällt. 

Wen und was möchtest du mit deinen Texten erreichen?
Ich versuche, dass meine Texte und Gedichte die LeserInnen ansprechen. Da ich ja der erste Leser bin, also auch mich! Deshalb feile ich ziemlich lange an meinen Texten, drucke immer wieder Zwischenversionen aus und korrigiere, ergänze und schreibe sie um, bis das schon mal für mich erfüllt ist. Außer es sind Texte, die mich nur als Schreiberling aussuchen und gleich fix und fertig sind. Aber genaugenommen habe ich zwei Ziele: Wenn ich am Ende denke „Ja, so ist das jetzt ein guter Text!“ und „Ja, das hätte kein anderer so schreiben können!“, dann bin ich schon sehr glücklich. Das kann nur noch getoppt werden, wenn mir jemand sagt, dass er ihn auch gut findet!-)

Du scheinst dich viel von anderen Dichtern inspirieren zu lassen. Gibt es jemanden, den du besonders empfehlen kannst?
Eigentlich nicht – bzw. viel zu viele, da ich alle möglichen unterschiedlichen Gedankenwelten, Schreibstile und Techniken kennenzulernen versuche. Meine letzten Entdeckungen waren: F.W.Bernstein, Robert Gernhadt, Eva Strittmatter, Olaf Böhme und Udo Tiffert. Zu den genialsten Büchern, die ich gelesen habe, zähle ich: Franz Fühmann „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm zu Babel“ (ein Sprachspielbuch), Karel Čapek „Wie in alten Zeiten“ und besonders Douglas Adams „Hitchhikers Guide to the Galaxy“, alle fünf Bände der Trilogie, die ich original Englisch gelesen habe. Das ist unglaublich witziges Buch mit so viel ernsthaftem Hintergedanken, welches mich immer wieder aufs Neue begeistert, wenn ich es in die Hand nehme.

Was hat es mit dem Motiv des Baumes auf sich, das in deinen Gedichten häufig wiederkehrt?
Oh ich liebe Bäume! Merkt man das?-) Erwin Strittmatter hat mal festgestellt „Wir kommen aus dem Wasser, und dass wir ohne Wasser nicht leben können, ist allgemein anerkannt. Wir kommen aber auch aus den Wäldern, und dass wir ohne Wälder nicht leben können, diese Tatsache ignorieren wir häufig.“

Meine „persönlichen“ Bäume sind zwei Eichen, die ich gepflanzt habe: eine als zwanzigjähriger – im Herbst fiel dann die Mauer. Und im Frühjahr des nächsten Jahres die zweite – im Herbst kam dann die Einheit. Dass diese beiden Eichen mittlerweile richtig stattliche Bäume geworden sind, freut mich besonders.

Im Übrigen glaube ich, wenn wir Menschen auf diesem Planeten überleben wollen, dann können wir viel von den Bäumen lernen – die haben das nämlich schon ein paar Jahrmillionen länger als wir geschafft!

Gibt es etwas, was du anderen Schreiberlingen mit auf den Weg geben möchtest?
„Jeder neue Tag lädt ein, / etwas besser als gestern zu sein.“ habe ich einmal geschrieben. Diese Welt bietet so unendlich viele unglaubliche Möglichkeiten, und man hat jeden Tag eine neue Chance, etwas grundlegend zu verändern. Man muss es bloß tatsächlich machen! Leider schafft man das - öfter als einem lieb ist - doch nicht, deshalb endet der Vierzeiler zwar folgendermaßen: „Jedoch nicht ohne Verdruss, / weil man so oft scheitern muss.“ Aber die Anfangszeilen bleiben ja trotzdem wahr! Es gibt noch eine Chance und dann noch eine, bestimmt

Und zum Schluss gebe ich mal weiter, was mir quasi von Wolfgang Borchert mitgegeben wurde:
Versuch es

Stell dich mitten in den Regen
glaub an seinen Tropfensegen.
Spinn dich in das Rauschen ein
und versuche gut zu sein!

Stell dich mitten in den Wind,
glaub an ihn und sei ein Kind –
lass den Sturm in dich hinein
und versuche gut zu sein.

Stell dich mitten in das Feuer,
liebe dieses Ungeheuer
in des Herzens rotem Wein –
und versuche gut zu sein!

PS: Ja, ich bin immer noch Romantiker!-)
Comments10
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fantom125's avatar
Vielen vielen Dank für das Wiederauffrischen so vieler mir sehr lieber Gedichte!-)

Macht mir selber ungeheuren Spaß beim Lesen und Wiederentdecken!